Morbus Bechterew: Wenn der Rückenschmerz nachts die Ruhe raubt
Medizin
Axiale Spondyloarthritis (Morbus Bechterew) ist eine chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankung, die vorwiegend im Bereich der Wirbelsäule auftritt und vor allem jüngere Menschen unter 40 Jahren betrifft. Die Autoimmunerkrankung ist genetisch bedingt und leider nicht heilbar. Sie verursacht Entzündungen, die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen können.
Unterschied zu „normalem“ Rückenschmerz
„Es ist nicht leicht, die Krankheit zu diagnostizieren. Die Schwierigkeit liegt in der Unterscheidung zum ,normalen´ Rückenschmerz, von dem ein Großteil der Menschen in Österreich betroffen ist“, erklärt Internist und Rheumatologe Dr. Harald Leiss, Belegarzt der Privatklinik Goldenes Kreuz. Patient*innen mit axialer Spondyloarthritis leiden vor allem im Ruhezustand und nachts unter Schmerzen, bei körperlicher Betätigung klingen die Beschwerden jedoch meist ab. Degenerative Rückenschmerzen nehmen hingegen bei Belastung zu und der Ruhezustand wird als angenehm empfunden.
Beschwerden, auf die man achten sollte
Etwa fünf Prozent aller chronischen Rückenschmerzen sind auf axiale Spondyloarthritis zurückzuführen. Wie auch bei anderen rheumatischen Leiden tritt die Krankheit in Schüben auf. Folgende Symptome können auf eine Erkrankung hindeuten:
- Schmerzen an der Halswirbelsäule,
- eine steife und sich krümmende Brustwirbelsäule,
- unspezifische Schmerzen im unteren Rücken,
- ein Abflachen der Lendenwirbelsäule,
- Schmerzen im Becken oder im Bereich der Kreuzbein-Darmbein-Gelenke,
- bei etwa 20 bis 30 Prozent der Betroffenen entzündete Augen.
Frühzeitige Diagnose essenziell
„Eine frühzeitige Diagnosestellung ist wichtig, da es mit zunehmender Krankheitsdauer zu Verknöcherungen der Wirbelsäule und einer daraus resultierenden Bewegungseinschränkung kommen kann“, erklärt der Experte für Rheumatologie und Schmerzmedizin. Gewisse Warnhinweise sollten Ärzt*innen hellhörig machen, um rechtzeitig und adäquat auf die Symptome eingehen, die richtige Diagnostik durchführen und eine effektive Therapie einleiten zu können. Da die Rheumafaktoren im Blut nicht nachgewiesen werden können, empfiehlt er zur Diagnoseerstellung bildgebende Verfahren wie Röntgen, Magnetresonanztomografie (MRT) und Sonografie.
Moderne Medikation und unterstützende Maßnahmen
Um Schmerzen zu lindern, den Verlauf der Krankheit im Optimalfall zu stoppen und damit die Lebensqualität deutlich zu steigern, gibt es mittlerweile eine Vielzahl moderner Medikamente. Vorrangig gilt es hier, die chronisch bestehende Entzündung zu hemmen. Zusätzlich zur medikamentösen Behandlung empfiehlt Harald Leiss eine Bewegungstherapie mit Sport und muskulären Belastungen, die mit langsamen, nicht abrupten Bewegungen durchgeführt werden sollen. Intensive Physiotherapie und Bewegungsschulungen helfen, den muskulären Halte- und Stützapparat zu stärken und anderen Erkrankungen vorzubeugen. „Die Erkrankung ist zwar nicht heilbar, aber gut kontrollierbar. Mit präventiven Maßnahmen und Vorausschau lässt sich viel erreichen“, betont der Mediziner.
Dr. Harald Leiss, Facharzt für Innere Medizin und Rheumatologie, ist Belegarzt der Privatklinik Goldenes Kreuz. Neben Rheumatologie ist er auf Osteoporose und Schmerzmedizin spezialisiert.
- Zum Arztprofil von Dr. Harald Leiss
- Unter https://www.youtube.com/watch?v=vyHmy8A196M erfahren Sie mehr zum medizinischen Angebot der Abteilung für Innere Medizin der Privatklinik Goldenes Kreuz.