Bitte nicht schütteln: Handle with care!

Das Thema Schütteltrauma bei Babys ist leider immer wieder präsent. Es gibt Warnsignale und Maßnahmen, wie dieser gefährlichen und – noch schlimmer – tödlichen „Kurzschlusshandlung“ von Bezugspersonen vorgebeugt werden kann.

Wien, 20. Juli 2021. Erst letztes Monat verstarb ein Baby in Wien an den Folgen eines Schütteltraumas (shaken baby syndrom, SBS). Neonatologin und Kinderfachärztin Prof. Dr. Monika Resch warnt davor, dass bereits leichtes Schütteln schlimm enden kann. „Der Muskeltonus im Nacken des Babys ist noch schwach ausgeprägt und kann beim Schütteln den sogenannten Schwerkräften keinen Widerstand entgegensetzen. Deshalb fällt der – im Verhältnis zum Körper schwere und instabile – Kopf ungebremst nach vorne und hinten. Da die Blutgefäße von Babys noch sehr dünnwandig sind, können die Brückenvenen an der Schädelbasis leicht einreißen oder ganz durchreißen“, erklärt die Leiterin der Neugeborenenstation der Privatklinik Goldenes Kreuz. Zum Teil massive Gehirnblutungen sind die Folge.

„Unsichtbare“ Schädigungen
Während man äußere Gewalteinwirkung wie Schläge oft an Hämatomen oder Wunden erkennt, sind die Anzeichen für ein Schütteltrauma weniger sichtbar. Die fatalen Folgen sind neurologischer Natur und spielen sich im Gehirn ab. „Ein Schütteltrauma äußert sich auch durch eine Wesensveränderung: zum Beispiel durch exzessives, andauerndes und verändertes Schreien des Babys – wir Kinderfachärzt*innen nennen diesen erregten Zustand hyperexzitables Verhalten. Oder es wirkt sich ganz gegensätzlich aus: durch Lethargie, auffallende Schläfrigkeit, Trinkfaulheit“, erläutert die pädiatrische Intensivmedizinerin.

Tod und Dauerfolgen
Neben Einblutungen im Augenhintergrund gelten Krampfanfälle, Blutungen unterhalb der harten Hirnhaut und Schwellungen des Gehirns für Mediziner*innen als Verdachtszeichen für ein Schütteltrauma. Und selbst wenn das Baby überleben sollte, etwa abgekapselte Blutungen rasch operativ entfernt werden können, drohen durch die geschädigten Nervenfasern und Nervenbahnen dauerhafte Schädigungen, nämlich schwere motorische und manchmal auch kognitive Beeinträchtigungen. Es hängt auch davon ab, welche Gehirnregion durch die Blutung betroffen ist.

Kurzschlusshandlung“ vorbeugen
Das Schütteln des Kindes muss aber nicht vorsätzliche Kindesmisshandlung sein, sondern entsteht in vielen Fällen durch Überforderung der Bezugspersonen. Deshalb plädiert Monika Resch für Aufklärung, Prävention und Verständnis. „Als früher selbst betroffene Mutter eines Schreikindes weiß ich, wie sehr ein ständig brüllendes Baby, das noch dazu kaum schläft, an die eigenen Grenzen bringen kann. Oft gehen der Überforderung eine langwierige Suche nach den Ursachen des Schreiens und nicht fruchtende medizinische sowie alternative Behandlungen voraus.“ Aber manche Kinder seien nun mal durch nichts zu beruhigen.

Hilfe suchen und annehmen
Neben Bauchschmerzen, Kuhmilchunverträglichkeit und Lagerungspositionen gibt es einige organische Ursachen, die beim Baby exzessives Schreien hervorrufen können. Sind mögliche Beschwerden medizinisch abgeklärt und Behandlungen wie Physiotherapie, Cranio-Sacral-Anwendungen, Osteopathie und andere Alternativen erfolglos geblieben, fühlen sich Eltern oft allein gelassen. „Spätestens dann ist es an der Zeit, sich Hilfe zu holen: am besten durch Familie und Freundeskreis, aber auch durch den Besuch einer Schreiambulanz, wo Betroffenen auf verschiedene Weise geholfen wird und wo sie aufgefangen werden.“

„Impulsive Vorboten“ erkennen und handeln
„Das Wichtigste, um einer Überforderung entgegenzuwirken, ist die eigene Gefühlswelt und psychische Verfassung und/oder die der Bezugspersonen des Kindes zu kennen und wahrzunehmen“, sagt Mag. Anna Katharina Gur, Klinische und Gesundheitspsychologin in der Kinderarztpraxis Schumanngasse in Wien.

  • Die erste Regel bei akuter/überbordender Überforderung lautet, das Baby erst mal sicher in das Kinderbett zu legen und aus dem Raum zu gehen, bis man sich beruhigt hat.
  • Es gibt meist „impulsive Vorboten“: Wenn die Bezugspersonen beginnen, häufig zu schreien/jemanden bzw. das Kind anzuschreien, mit Dingen zu werfen, zu weinen etc., gilt es, besonders aufmerksam zu sein und sofort Alarm zu schlagen bzw. eine Gefahreneinschätzung bei sich selbst vorzunehmen.
  • Sollte Gefahr bestehen, gilt es verantwortungsbewusst zu sein und Familie, Freundeskreis, Kinderarzt*ärztin, Psycholog*in um Unterstützung zu bitten. Es muss geklärt werden, wie der Überforderung kurzfristig und auch auf längere Sicht entgegengewirkt werden kann.
  • Kurzfristig ist es zunächst wichtig sicherzustellen, dass Grundbedürfnisse wie ausreichend Schlaf, gute/gesunde Ernährung, Ruhepausen erfüllt werden und Entlastung im Alltag zu schaffen. Familie und Freundeskreis können zwischendurch auf das Schreibaby aufpassen und den Eltern Zeit für Regeneration und Entspannung bieten.
  • Langfristig gilt es, die eigenen Bedürfnisse mindestens genauso wichtig zu nehmen wie die der anderen und einen liebevollen Umgang mit sich selbst zu pflegen. Dazu gehört die individuelle Wahrnehmung, was einem selbst/der überforderten Person wichtig ist, und die Lebenssituation so anzupassen, dass dies erreicht werden kann.
  • Sollte dies nicht alleine oder mithilfe der Familie und des Freundeskreises gelingen, können das Aufsuchen einer Schreiambulanz, eine Klinisch-Psychologische Beratung, eine Klinisch-Psychologische Behandlung oder eine Psychotherapie den Prozess unterstützen.

Wichtige Links:

Privatklinik Goldenes Kreuz

Die Privatklinik Goldenes Kreuz, ein Betrieb der PremiQaMed Group, ist eine führende Privatklinik für Geburtshilfe, Gynäkologie und Brustgesundheit. Als erste und einzige Privatklinik in Österreich verfügt das Haus über ein eigenes, zertifiziertes Brustgesundheitszentrum. Neben modernster Diagnostik haben sich Chirurgie und Innere Medizin als weitere Schwerpunkte etabliert.

PremiQaMed Group

Die PremiQaMed Group ist ein führender Betreiber privater Gesundheitsbetriebe in Österreich und eine 100-prozentige Tochter der UNIQA Österreich Versicherungen AG. Rund 2.000 Mitarbeiter*innen sind im Unternehmensverbund tätig. Zur Unternehmensgruppe gehören die Privatklinik Döbling, das Ambulatorium Döbling und die Privatkliniken Confraternität und Goldenes Kreuz in Wien, die Privatklinik Wehrle-Diakonissen in Salzburg sowie die Privatklinik Graz Ragnitz. Im Rahmen von Private-Public-Partnership (PPP)-Modellen mit der SVS betreibt die PremiQaMed Group das auf Rehabilitationsmedizin spezialisierte Klinikum Malcherhof Baden sowie das Gesundheitszentrum für Selbständige in Wien.

Rückfragehinweis:
Sabine Ritzinger
Marketing & Kommunikation
Privatklinik Goldenes Kreuz
T: +43 1 401 11-9540
E: sabine.ritzinger@goldenes-kreuz.at

Bildunterschriften:
Bild 1: Prof. Dr. Monika Resch ist Fachärztin für Kinder- und Jugendheilkunde, Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin und leitet die Neugeborenenstation der Privatklinik Goldenes Kreuz.
Bild 2: Mag. Anna Katharina Gur ist Klinische und Gesundheitspsychologin.
Fotocredit: Kinderarztpraxis Schumanngasse (Abdruck honorarfrei)

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